Sri Lanka - Reisen ... Nach dem Tsunami

Am 26.12.2004 wurde ein großer Teil der Srilankischen Küste von der vor Sumatra entstandenen Tsunami-Welle heimgesucht. Es gab über 30.000 Tote, viele Dörfer und Städte an den Küsten wurden stark zerstört und selbst an der Westküste gab es noch erhebliche Beschädigungen. In den meisten Fällen schwappte die 4 bis 10m hohe Welle (bzw. mehrere Wellen) etwa 100 bis 600m ins Landesinnere wobei je nach Beschaffenheit des Meeresuntergrundes vor der Küste oder je nach Lage und Höhe des Ufers sehr unterschiedlich starke Schäden auftraten. Wen genaue Zahlen, Kartenmaterial und Statistiken dazu interessieren, dem sei diese Seite empfohlen: http://www.recoverlanka.net

In unserer Region gibt es für solche Fälle eine Wohngebäudeversicherung, wobei die Wahrscheinlichkeit hier natürlich eigentlich ausgeschlossen ist, von einem Tsunami überrascht zu werden. Die Einheimischen der Srilankischen Küste jedoch hatten keine Versicherung und haben alles verloren. In diesem Fall waren die Küstenbewohner umso mehr auf Spenden aus anderen Ländern angewiesen.
Dank großer Spendenbereitschaft weltweit und einer relativ schnell eingeleiteten internationalen Soforthilfe konnte die Ausbreitung von Seuchen verhindert sowie die größten Versorgungsengpässe bald beseitig werden. Inzwischen sind an touristisch entwickelten Orten kaum noch größere Schäden zu sehen, fast alle Fischer bekamen, sofern nötig, neue Boote aus Spendenmitteln, allenthalben werden neue Häuser und Siedlungen gebaut. Trotzdem sieht man entlang der Küste vielerorts noch zerstörte Häuser, oftmals nur notdürftig wieder hergerichtete Unterkünfte oder in Holzverschlägen und Zelten auf ihrem Grundstück lebende Familien. Wie so oft kommt bei den Ärmsten der Armen die Hilfe nur tröpfchenweise oder gar nicht an und Eigenmittel zum Neubau eines Hauses fehlen fast immer. Ein großes Problem für Küstenbewohner war und ist ein nach dem Tsunami erlassenes Gesetz, wonach zerstörte Häuser, die nicht weiter als 100m vom Meer entfernt standen, nicht wieder aufgebaut werden durften. Viele Fischer, die seit Generationen direkt am Wasser wohnten, hatten kein Interesse, ins Landesinnere umzuziehen. Mittlerweile scheint dieses Gesetz ein wenig aufgeweicht bzw. hat man sich in Orten wie Unawatuna nicht weiter drum gekümmert und schleunigst die zerstörten Hotels und Restaurants am Strand wieder errichtet. Ein weiteres Problem war und ist offenbar die Koordination von Hilfseinsätzen der großen Hilfsorganisationen, die teilweise zu unsinnigen Aktionen oder doppelten Hilfslieferungen führten. Das ist allerdings unter anderem auch auf die bürokratischen Hürden zurückzuführen, die diese großen Organisationen zu überwinden haben, denn die Srilankische Regierung besteht schon auf eine Kontrolle der Aktionen. Die staatlichen Hilfen konnten auch nur die allererste Not lindern, ein Zuschuß in Höhe von 100 bis 300 Euro kann kaum zum Wiederaufbau eines Hauses taugen. Da können Privatpersonen wenn auch lokal begrenzt doch effektivere Hilfeleistungen erbringen. Ein sehr gutes Beispiel fanden wir in Unawatuna, wo der aus Langeoog stammende Besitzer des Langeoog-Inn Gerd Kielhorn und seine Partnerin Andrea Kendziora-Kuehnnach nach dem Tsunami sich zunächst um die Versorgung der notleidenden Bevölkerung mit Lebensmittel und erster Hilfe kümmerten, später sich sehr für den Wiederaufbau Unawatunas engagierten sowie die Reinigung und Instandsetzung von über 1000 Brunnen organisierten und bei unserem Besuch gerade dabei waren, den Bau eines neuen Dorfbrunnens anzuleiten. Nebenbei hatten sie dafür gesorgt, dass in Unawatuna nun endlich eine funktionierende Müllabfuhr entstand. Finanziert wurde das alles aus in Deutschland privat gesammlten Spenden. Ein weiteres Beispiel ist z.B. das Waisenhausprojekt future-for-children von Bruno und Maria Schenk die den Tsunami hautnah miterlebten und sich seit dem intensiv um die Betreuung sogenannter Tsunami-Waisen kümmern und auch schon ein Grundstück zum Bau eines Waisenhauses gekauft haben.

Bei unserem Besuch im Januar/Februar 2006 waren noch viele Spuren der Verwüstung an den Küsten zu erkennen und fast alle Küstenbewohner mit denen wir sprachen, hatten traumatische Erinnerungen an den Tsunami und, sofern nicht in der eigenen Familie, zumindest im näheren Verwandtenkreis oder in der Nachbarschaft Tote und Verletzte zu beklagen. Trotzdem strahlten aber fast alle die den Sri Lankern eigene Lebensfreude und Optimismus aus. Man hörte kaum Klagen und das Thema Tsunami wurde oftmals nur angesprochen, wenn wir darauf zu sprechen kamen.

Bei späteren Besuchen verschwanden die Spuren und heute ist davon nichts mehr zu sehen. Da die internationalen Hilfsgelder recht großzügig flossen und verteilt wurden, wurde auch die Infrastruktur an vielen Stellen deutlich verbessert, Strassen erneuert und Vorkehrungen für den Fall weiterer Tsunamis getroffen.


...da kann man sich die Gewalt der Welle vorstellen...

Auf den Grundmauern wurden oftmals simple Holzhütten errichtet

Zerstörte Fischerboote auf dem Hafendamm in Hikkaduwa

Der Todeszug von Hikkaduwa blieb noch einige Zeit als Mahnmal am Bahnhof stehen

Gerd Kielhorn zeigt uns wie es mit dem Bau des Dorfbrunnens vorangeht


Viele Fischerboote wurden von Privatleuten gespendet
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